Oktober 2015 – Wie würden Sie das Einkommen besteuern?
Im Fragebogen im Juli 2015 haben wir ein Experiment durchgeführt, bei dem Sie, die Teilnehmer der „Studie Gesellschaft im Wandel“, abhängig von Ihren Entscheidungen und etwas Losglück Geld verdienen konnten. Dies war die Auslosung, über die wir Sie kürzlich per Post oder E-Mail informiert haben.
Das Experiment bildete eine erdachte Situation ab, bei der in einfacher Form die Entscheidung über die Besteuerung des Einkommens und damit die Umverteilung in der Gesellschaft nachgebildet wurde.
Sie sollten sich in eine zugeordnete Rolle hineinversetzen: „Geringverdiener“ mit niedrigem Einkommen und „Reiche“ mit hohem Einkommen. Jeweils zwei Geringverdiener und ein Reicher bildeten ein erfundenes Land, in dem der Steuersatz für das Einkommen des Reichen bestimmt werden musste. Dabei standen drei mögliche Steuersätze zur Auswahl: Hoch, Mittel und Niedrig. Das so erhobene Steueraufkommen wurde an die Geringverdiener verteilt. Ein höherer Steuersatz für den Reichen führt daher zu mehr Einkommen für jeden Geringverdiener. Die Aufgabe der Teilnehmer bestand darin, Ihren bevorzugten Steuersatz anzugeben.
Das Experiment dient dazu, steuerpolitische Entscheidungen besser zu verstehen. Es zeigt außerdem, welche Folgen für die Steuerpolitik zu erwarten sind, wenn Personen mit hohem Einkommen ihren Wohnsitz frei bestimmen können. Dabei werden die Entscheidungen in den verschiedenen Varianten des Experiments verglichen.
Ist Ihr Mobiltelefon ein Smartphone?
Fast alle von Ihnen gaben an, ein Mobiltelefon zu besitzen (95%). Dabei gehört 83% von Ihnen ein Smartphone, welches mit Touchscreen, Internetzugang und Apps ausgestattet ist. Es zeigt sich, dass Mobiltelefone vor allem unter den jüngeren Befragten verbreitet sind. Fast 100 % der ab 1985 Geborenen besitzen ein Mobiltelefon. Bei den Befragten, die zwischen 1970 und 1984 geboren sind, liegt der Anteil bei ungefähr 99 %. Aber auch die Mehrheit der Generation der vor 1955 Geborenen besitzt Mobiltelefone (90%). Worin sich die Altersgruppen deutlich unterscheiden, ist der Anteil der Smartphonebesitzer. Während die Jüngeren fast ausnahmslos angaben, ein Smartphone zu besitzen (98 % der Geburtsjahrgänge 1985 bis 1999), besitzen 61% der zwischen 1935 und 1954 Geborenen ein Smartphone und 29% ein anderes Mobiltelefon.
Würden Sie umziehen?
Von Interesse ist auch, wie häufig und unter welchen Bedingungen Reiche ins Ausland umziehen. Neben den Umzugskosten ist der Steuersatz im Ausland von Bedeutung. Das Experiment brachte einige von Ihnen in unterschiedliche Ausgangsituationen. In manchen Fällen war der Steuersatz im Ausland hoch, in anderen mittel und in wiederum einer anderen Variante niedrig.
Grafik 3 zeigt, dass der Reiche eher ins Ausland ziehen würde, wenn der dortige Steuersatz geringer ist. Wenn der ausländische Steuersatz niedrig ist, wandern etwas 54 % aller Reichen ins Ausland aus. Der Anteil beträgt jedoch nur 35 %, wenn der Steuersatz im Ausland hoch ist. Folglich ziehen Reiche eher nicht ins Ausland, wenn der Steuersatz im Ausland genauso hoch ist, wie in ihrem Heimatland.
Von Geringverdienern bevorzugter Steuersatz (mit im Vergleich zu ohne Umzugsmöglichkeit für Reiche)
Einige von Ihnen wurden in eine zweite Variante des Experiments eingeteilt. In diesem Fall konnte der Reiche nach Bekanntwerden des gewählten Steuersatzes entweder in seinem Heimatland bleiben oder in ein anderes Land (Ausland) umziehen. Der Reiche wurde vorher darüber informiert, ob die Steuern im Ausland hoch, mittel oder niedrig waren. Ein Umzug ins Ausland ist für den Reichen zudem mit Umzugskosten verbunden. Falls der Reiche umzieht, konnten die Niedrigverdiener keinen Vorteil aus der Besteuerung des Reichen mehr ziehen, da dieser ausgewandert war.
Grafik 2 zeigt, wie sich die von den Geringverdienern bevorzugten Steuersätze zwischen der Variante „Ohne Umzugsmöglichkeit“ (Reicher kann nicht umziehen) und „Mit Umzugsmöglichkeit“ (Reicher hat Möglichkeit zum Umzug) unterscheiden. Es zeigt sich, dass Geringverdiener hohe Steuersätze seltener wählen würden (12 % im Vergleich zu 19 %), wenn für den Reichen die Möglichkeit besteht ins Ausland zu ziehen.
Steuerentscheidung ohne Umzugsmöglichkeit für Reiche
Grafik 1 bildet den Vergleich der bevorzugten Steuersätze je nach Einkommenssituation ab. In diesem Fall gibt es keine Möglichkeit in ein anderes Land zu ziehen. Es ist zu erkennen, dass Geringverdiener häufiger für einen hohen Steuersatz sind als Reiche (19 % im Vergleich zu 11 %). Reiche finden einen mittleren Steuersatzes besser (77 % im Vergleich zu 68 %). Niedrige Steuersätze werden etwa gleichmäßig häufig von Reichen und Geringverdienern gewählt.